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Work Experience

Von der Kundin zur Agentur

Von Katja Rutz

Ich habe für zwei Jahre in der Basler Kantonalbank als Werkstudentin für User Experience gearbeitet. Dort war ich auf der Kundenseite. In dieser Zeit haben wir mit einer Agentur zusammen den Relaunch der Website erarbeitet. Am Ende der Projektes habe ich  von der Bank zu eben jener Agentur, dem Kollektiv, gewechselt.

Jetzt arbeite ich seit einem Jahr in der Agentur und möchte ein Blick darauf werfen, was ich von den beiden Seiten gelernt habe.

Dokumentation ist gut, zusammen sprechen ist besser

Ich hätte mit der Person sprechen sollen, die das ursprünglich durchdacht hat.

Es geht um die Navigation. Wir befinden uns gegen Ende des Projektes. Die verantwortlichen UX Designer und Konzepter sind aus Budgetgründen vom Projekt abgezogen worden. Meine Chefin ist im Mutterschaftsurlaub und ich sollte Entscheidungen treffen. Und dies Entscheide dann auch begründen können.

Die Navigation ist schon lange unser Sorgenkind. Bankinterne Stimmen sind besorgt, dass die Sachen werden nicht schnell genug gefunden. Und auch projektintern sind wir uns nicht ganz sicher, ob die aktuelle Form die richtige ist.

Kundentests wurden vorgenommen und Anpassungen wurden gemacht. Überzeugt waren wir davon jedoch noch nicht.
Noch einmal Testen.
Noch einmal die Dokumentation studieren.
Dann ein Gespräch mit dem UX Design Lead mit der Frage: „Was können wir verändern, dass es besser wird?“ Aber er war leider nicht der, der die Navigation konzipiert hatte.

Am liebsten hätten wir das ganze umgebaut, doch so spät im Projekt war dies keine Option.

Zum Ende war es so wie es war. Nicht optimal, aber die Kunden fanden sich mehr oder weniger zurecht.

Ein halbes Jahr später…

Ich berichte David von unseren Herausforderungen. Ich erzähle, wie mühsam es war und dass wir einfach nicht zu einem guten Endergebnis gekommen sind. Erst dann habe ich erfahren, dass David die Navigation konzipiert hat. Er konnte mir dann in wenigen Worten erklären, was die Idee dahinter war und auch Lösungsvorschläge für meine Probleme präsentieren.

Fazit.

Hätten wir schon vor einem halben Jahr den ursprünglichen Kopf der Idee gefragt, wären wir wohl schneller und einfacher auf eine (vielleicht sogar besser) Lösung gekommen.

Manchmal braucht es eine rationale Erklärung für Design

Intuitives Design ist gut, aber für gewisse Menschen braucht es Hard-Facts.

Ich bin eher praktisch veranlagt, ich habe gerne Tabellen und Zahlen. Ich fand Mathe in der Schule toll, weil es entweder richtig oder falsch wa(h)r. Mit der Zeit und auch durch mein Studium in Psychologie, wurde mir jedoch bewusst, dass nicht alle Menschen gleich denken wie ich selbst. Zahlen könne geliebt und gehasst werden, Infografiken als hilfreich oder Weggucker gesehen werden. Ein Bild als etwas tolles oder etwas was vom wichtige Inhalt ablenkt.

Also wenn für mich etwas super klar ist, heisst das noch lange nicht, dass mein Gegenüber dies genau so sieht.

Bezüglich UX und Design wurde mir genau dies in der Bank noch etwas mehr bewusst. Viele, die in einer Bank arbeiten haben gerne Zahlen, finden eine Excel-Tabelle aufregend und haben ev. eher nicht so ein Auge für intuitiv schönes Design.

Wenn jetzt jemand ein Design macht und dies mit „es ist schlicht und einfach stimmig“ beschreibt, dann versteht das die Mehrheit der Mitarbeiter*innen in der Bank nicht. Es braucht eine rationale Erklärung. Zum Beispiel, dass ein schlichtes und einfaches Design dazu führt, dass die Inhalte besser aufgenommen und die Kunden weniger abgelenkt werden. Oder dass ein schönes Titelbild Emotionen hervorrufen kann, welche auf inspirierenden Seiten wichtig sind.

Fazit.

Wir müssen immer in der Sprache der Empfänger sprechen. Sonst werden wir nicht verstanden. Es sind oft diese Personen, welche entscheiden ob ein Projekt weitergeführt wird oder nicht.

Das Design wird nicht immer so angewendet wie geplant

Der Inhalt bestimmt das Design mit.

Bei dem Relaunch der bkb.ch Website gab es ein wirklich schönes UI Design mit verschiedenen Elementen, welche nach Lust und Laune auf der Website zusammen gestellt werden konnte.

Die UI Designer hatten sich ein tolles Konzept überlegt mit verschiedensten Möglichkeiten.

Doch dann kam der Inhalt. Kombiniert mit Personen, welche nicht das gleiche visuelle Verständnis haben wie die Designer. Das Resultat war leider dann nicht immer so optimal, wie es hätte sein können.

Fazit.

Freiheit bringt auch Verantwortung mit sich. Es ist toll, wenn alles gemacht werden kann – es muss aber auch gewusst werden wie.