INCUBATOR
Wir haben uns ein paar Tage in der faszinierenden Stadt Beirut ausgeschlossen (Eindrücke davon gibt’s hier). Einer wahrlich multikulturellen Stadt, geprägt von verschiedenen Religionen, kulturellen Einflüssen und den (Bürger-)Kriegen im und um den Libanon herum.
Die inspirierende, aber auch nachdenklich stimmende Umgebung nutzen wir als Input für unseren Design Sprint. Für einmal folgen wir dem Google Lehrbuch gar ziemlich brav und absolvieren die vier Tage. Nur den fünften und letzten Tag verbringen wir an der Sonne – anstelle eines Testings mit potenziellen Kunden. Auch weil wir des Arabischen nur sehr eingeschränkt mächtig sind – عذر جيد ، أليس كذلك؟
Das sagen sie alle. Und vermutlich haben sie auch alle Recht, denn jeder hat seine Gründe dafür. Das Internet ist voll von Meinungen und ein Schlaraffenland für unseren oft etwas einfältigen Geist.
Schlechte Erfahrung mit einem dunkelhäutigen Menschen gemacht? Im Netz finde ich Bestätigung, jede Menge ähnliche Fälle. Ein unfreundliche Frau mit vielen Kindern und einem Kopftuch? Bei euch auch? Wir stehen kurz vor der Islamisierung der Schweiz.
Was ich in den Wald rufe, kommt vervielfacht heraus. Und genau das suchen wir auch – die Resonanz unserer Meinung.
«Unser Anspruch? Menschen die Meinungsvielfalt aufzeigen. Ganz einfach.»
«Ganz einfach?»
Nein, so naiv sind wir nimmer. Dass sich ein Mensch mit seiner über Jahre langsam gebildeten Meinung in Minuten, gar während dem Lesen eines Textabschnitts, vom Gegenteil überzeugen lässt.
Wir glauben aber daran: Jeder Mensch will
Und auf dieser intrinsischen Motivation bauen wir auf.
Wir wählen also ein aktuell brisantes Thema – zum Beispiel „Klimwandel“ – formulieren die gängigen Argumente und befragen den Benutzer dazu. Sieht er dies auch so oder findet er das Argument abwegig? Gibt er seine Antwort, so sieht er wie es die Mehrheit sieht.
Mit 8-10 scheinbar einfachen Aussagen gewinnt nicht nur das Profil des Benutzers an Schärfe, es zeigt sich auch, wie er seine Meinung begründet
Durch die verschiedenen Argumente wird so die gesamte Meinungsvielfalt abgebildet – und damit dem Benutzer zumindest kurz vor Augen geführt. Bei Interesse kann er vertiefende Links aufrufen und seine Argumentation hinterfragen.
Durch die spielerische Herangehensweise wird die Meinungsäusserung kurzweilig und mit Statistiken unterlegt, welche in den sozialen Medien auch personalisiert werden können („85% deiner Freunde denken so.“).
Doch wie bringen wir die User zur Teilnahme? Durch eine Provokation im Feed der Freunde, Befürworter und Gegner.
Die deutlichen Worte animieren zur Unterstützung. Oder Ablehnung. Auch gut. Denn jeder neue User überdenkt dank der Statements seine Meinung neu.
Wenigstens ein bisschen, so hoffen wir. Und widmen uns wieder der Stadt.